Fuji-san: mit 3776 m ist er der höchste Berg in Japan, bis vor 100 Jahren
galt er als so heilig, dass er nur von Mönchen und Priestern bestiegen werden durfte;
lange hat es gedauert, bis ich unseren, meinen Laufbericht Tokyo-Marathon in Angriff genommen habe. Die Arbeit hat mich ja sofort wieder gehabt und die Vorbereitung zum Rennsteig SM und Biel nimmt die restliche Zeit in Anspruch.
Der Marathon begann eigentlich schon 4 Tage vor dem Marathon: Der Flug mit der Ali-Schneider-Truppe von nahezu 12 Stunden, die Besichtigungstouren bis einschließlich Samstag, haben uns nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich möchte aber keine Minute all unserer Erlebnisse vor, während und nach dem Marathon missen.
Gleich nach der Ankunft in Tokyo stand der Besuch der Marathon-Messe an. So feierlich wie in Japan haben wir die Unterlagen noch nie in Empfang nehmen dürfen: Bei der Übergabe wurde jeder von uns von den Helfern mit einem Super-Beifall bedacht. Ein tolles Gefühl.
Auf der Messe waren alle namhaften Firmen vertreten mit tollen und großen Ständen, alles aufgeräumt und mit sehr zuvorkommenden Verkäufern. Teilweise wurde man mit Werbematerial und Werbegeschenken überrannt und eingedeckt. Überall, wie auch in den Elektronikgeschäften der Stadt üblich, die Marktschreier, die sich gegenseitig mit der Lautstärke übertrafen.
Zur Pastaparty ging es dann zum japanischen Italiener. Nach 1,2 oder 3 Bier ging der Abend dann mit der nötigen Bettschwere zu Ende.
Am 22. März war es dann soweit - es war auch mein 100. Streaktag - der Wecker klingelte um 5:30 Uhr, Frühstück im Hotel (angeboten wurde japanische und europäische Kost), der Bus brachte uns zum höchsten Rathaus der Welt, von wo aus der Marathonstart erfolgte.
Im Startgebiet angekommen wurden wir von „wandelnden Info-Ständen“ geleitet und geführt. Ich hatte die Frage von Ingeborg (Küstenrennmaus) noch im Kopf: „Wie ist das mit den Toiletten gelöst?“ Ja liebe Ingeborg, Dixie-Klos gibt es auch in Japan, allerdings mit Spülung und absolut sauber, selbst kurz vor dem Start und während des Laufs. Es gibt auch die japanischen Steh-Toiletten, auch hier gilt, Sauberkeit hat absolute Priorität. Es gibt das absolute Rauchverbot auf den Straßen, da liegen dann auch keine Kippen auf dem Bürgersteig, aber auch kein Papier.
Die Kleiderabgabe, die Verpflegung vor dem Start (Bananen, Brot, Süßes, Riegel, Wasser und Iso-Getränke) waren vorbildlich und wurde auch von uns noch genossen. Wie üblich musste ich noch in die Schlangen vor den Dixies. Ich hatte die Zeit vollkommen vergessen, so dass ich bis kurz vor dem Start noch vor dem Häuschen stand. Schnell zum zugewiesenen Startblock, ein paar Minuten später große Reden und mit einem Konfetti-Feuerwerk wurden wir pünktlich, wie in Japan halt üblich, losgeschickt.
Pünktlichkeit sowieso ein Bedürfnis der Japaner: kein Bus, kein Zug war auch nur geringfügig zu spät. Ein einziger Expresszug fuhr 3 Minuten zu spät ab, da werden die Japaner bereits ungeduldig. Alle anderen waren auf die Minute genau, da kann sich unsere Bahn eine Scheibe abschneiden. Die sprichwörtliche Höflichkeit zeigte sich auch im Zug, der Schaffner entschuldigte sich für die Störung, verbeugte sich beim Betreten und Verlassen des Abteiles.
Die Strecke verlief vom Rathaus durch Shinjuku zuerst ca. 5 km bergab.
Hier wird es dann kritisch, Steigungen der feinen Art und der Seewind bestimmen nun den Marathon bis zum Ziel im Messezentrum Tokyo Big Sigt.
Wie ein Anfänger vergaß ich meinen eigentlichen Zeitplan und ging den Marathon viel zu schnell an. Den Halbmarathon, in 1:53 h, bin ich für meine Verhältnisse mindestens 7 min zu schnell angegangen. Ich hatte permanent den Puls bei 160 Schlägen. Ich fühlte mich super und dachte gar nicht darüber nach, was ich da gerade veranstaltete. Das dicke Ende kam dann bei km 30, die Kraft war weg, ich hatte Hunger und kurze Gedanken zur Aufgabe schwirrten mir durch den Kopf. Das kam aber gar nicht in die Tüte.
Nächsten Verpflegungsstand anlaufen, in ruhe essen und trinken, mit 145 bis 150 Puls ging es dann vernünftiger weiter. Die Helfer an den Verpflegungsständen waren farblich unterschiedlich gekleidet: Iso-Getränke gelbe und Wasser blaue Jacken. Die sehr langen Verpflegungsstationen waren ganz japanisch: Es lagen sehr, sehr wenige Becher auf der Straße, sicher von uns ausländischen Läufern. Die überwiegende Anzahl von Becher landete gleich in den bereitgestellten großen Kartons. Auch ich traute mich nicht, meine Becher auf die Straße zu werfen.
Km 40 und Km 42
Dann rührte sich doch noch die Blase, die Helfer zeigten mir den Weg zu den Toiletten, der eigentlich nicht zu übersehen war. Und in die Büsche pinkeln, das geht in Japan auch gar nicht. Erleichtert, gut gestärkt kamen die letzten 10 km auf mich zu. Der nun aufkommende starke Wind vom Meer her, der einsetzende Regen und die Brücken mit den doch erheblichen Steigungen machten die letzten Kilometer nicht einfacher. Die Zuschauer, auf der ganzen Strecke teilweise in zweier Reihen, halfen uns die schwierigen Kilometer zu meistern. Sie verteilten häufig auch Süßigkeiten, Plätzchen und Getränke, es war eine schöne Atmosphäre zu spüren. Die Japaner sind ja auch Laufverrückte, bloß wo die trainieren in den Städten, ist mir ein Rätsel. Denn wirklich Spaß gemacht haben unsere anschließenden Streaktage nicht. Die schönen Gärten und Parks sind meist gesperrt, oder das Laufen ist verboten. Es war schwierig schöne Laufstrecken in den Großstädten zu finden.
Glücklich und zufrieden erreichte ich das Ziel mit Netto 4:05:15 h, die bis heute aber noch nicht offiziell bestätigt wurde. In der Nachlese des Marathons sind die Japaner doch etwas nachlässig? Meine Zielzeit von 3:55:00 h hatte ich auf den letzten 12 km liegen gelassen. Im Zielbereich wurde man von allen Helfern mit einem tollen Applaus empfangen. Ein schönes Gefühl, hatte ich in der Weise noch nicht erlebt.
Die Kleiderbeutel waren in der Zwischenzeit fein säuberlich in einer riesigen Halle bereitgestellt. Auf dem kurzen Weg zu der Ausgabestation haben die Helfer die Nummer bereits erspäht und kamen bereits damit entgegen.
Am Familientreffpunkt wurde dann mit der Ali-Schneider-Truppe über die Erlebnisse diskutiert. Die langsameren Läufer – wie z. B. auch Conny - hat dann der Regen noch voll erwischt und der Sturm stellte sich noch mehr in den Weg.
Eine gelungene Veranstaltung in Kombination mit unserer weiteren Rundreise ein unvergessliches Erlebnis. Ich hatte bis Donnerstag einen heftigen Muskelkater und mein Gesicht (kompletter Mund) wurde den ganzen Urlaub mit Herpesbläschen verziert. Anscheinend habe ich mich bei diesem Lauf doch übernommen. Die Grundlagen haben wegen der längeren Verletzungspause doch gefehlt.
Aber Japan ist in jeder Hinsicht eine Reise wert!!!
P.S.: Conny hatte dann noch im abgetrennten Umkleidebereich für die Frauen die Erfahrung mit den prüden Japanerinnen gemacht: Eigentlich ganz ungewöhnlich, wenn man an die japanischen Onsen-Bäder denkt, waren die sportlichen Damen doch ganz schön „gschamig“ und wunderten sich über die „offene“ Umkleidetechnik der westlichen Ausländer!
Auf den nächsten Bildern gebe ich noch einen klitzekleinen Einblick über unsere gesamte Reise.
Blick auf den Kaiserpalast und Steinbrücke Nijubashi
Burg Kanazawa
Samurai-Viertel in Kanzawa
Geisha-Viertel in Kanazawa
Kyoto: Goldener Pavillion Kinkaku-ji
Kyoto: Ost-Gion und das Higashiyama-ku Viertel (altes Samurai-Viertel)
Himeji-Castle
Kyoto im Garten von Himeji-Castle, Party anlässlich der Kirschblüte
Hanami-Kirschblüten ansehen
Akashi-Kaikyo-Bridge (längste Hängebrücke der Welt)
Koyasan (Übernachtung bei den Mönchen)
Blick ins Tal vom Daimon-Tempel
Okuno-in (inneres Heiligtum) 200.000 Gräber der Mönche
Hotel Fukuchi-in mit Onsen-Bäder
Hochzeit auf der Insel Miyajima
das große Torii vor dem Itsukushima-Schrein
Burg von Hiroshima
Atombomben-Dom: Mahnmal der zerbombten Stadt
am 6. August 1945, 8:15 Uhr detonierte die erste Bombe 580m
über Hiroshima
Kinder-Friedensdenkmal mit unzähligen Papierkranichen
der Kranich steht in Japan für Glück und ein langes Leben
die Geschichte eines Mädchens, die glaubte, durch das Basteln von
1000 Kranichen wieder gesund zu werden; das Kind starb, doch sein Schicksal
ist in ganz Japan bekannt; noch heute bringen Besucher Papierkraniche;
Osaka: Umeda-Sky-Building
Osaka: Blick vom 40. Stock des Umeda-Sky-Buildings